Festschrift |
Wald und Forstwirtschaft und Was treibt einen bayerischen Förster nach Sachsen?
Wieder vereinigen – eine Aufgabe aller!
Der Frage des Dienstherren, ob ich bereit wäre, für 1 bis 2 Jahre Aufbauarbeit in Sachsen zu leisten, folgte ein spontanes Ja! Es war etwas zu schnell, wie sich bei dem Versuch der nachträglich einzuholenden Zustimmung der Familie herausstellte. Aber es war entschieden. Warum so schnell? Für einen in Hof geborenen und aufgewachsenen Bürger litt das Heimatgefühl unter der unmenschlichen Grenze, dem „Eisernen Vorhang“. Im Norden und im Osten! Der Drang dorthin war daher groß. Dann waren da die familiären Bande. Systematisch und gezielt wurden sie zerstört. Zuerst mit der Beseitigung des Holzsteges, der mich als Bub noch Anfang der 50er Jahre vom oberfränkischen Tiefengrün über die Saale ins thüringische Hirschberg zu Opa und Oma führte. Danach wurde die Grenzmaschinerie mit steigendem Perfektionismus zur fast totalen Trennung der Zone Ost von Zone West weiterentwickelt: zunächst über einfache, später doppelte Stacheldrahtzäune, Minenfelder, unüberwindbare Maschendrahtzäune, Selbstschussanlagen, totale Überwachung mit Laufhunden, Beobachtungstürmen und Grenzsicherungsbegängen und Fahrten rund um die Uhr. Es blieb der Wunsch, einmal die Heimat der Mutter sehen zu wollen, die Kneipe, in der der Vater in den dreißiger Jahren die erste Kiste Coca-Cola verkaufte, nachdem er etwa 10 Anläufe unternommen hatte, die „amerikanische Arznei mit dem Rauschgift Koffein angereichert“ erstmals in der Region „auf dem Markt zu platzieren“. Oder Plauen, die reiche Stadt, wohin die Mutter mit Freundinnen am Wochenende per Fahrrad zum Tanze fuhr. Es war ein Wunsch, nicht eine Hoffnung auf Wiedervereinigung. Diese war fern jeglicher Realität. Nun war sie plötzlich offen diese unselige Grenze und alle waren begeistert, überschwänglich, zu Tränen gerührt, hüben wie drüben. Eine wunderbare Stimmung und Freude machte sich breit.
Was gab es zu tun? Zunächst galt es, diese Art von Sozialismus, dieses unselige Werk lebensfremder und Menschen verachtender Dogmatiker auszumerzen. Für alle Zeiten! Freiheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, soziale Marktwirtschaft waren als bewährte Ideale, Ziele auch drüben einzuführen. Jeder musste sich gefordert fühlen. Ich war es. Mit Leib und Seele. Und es wurde die Aufgabe meines Lebens und wird sie bleiben. Ich brach auf ins Land der Mutter und Verwandten. Mit gemischten Gefühlen. Mit Neugier, mit Tatendrang und – mit etwas Unsicherheit, was mich da wohl erwarten würde. Eine katastrophale Infrastruktur, wenige und funktionierende Telefonverbindungen – nur mit Glück, öde und zu verfallen drohende Straßenzüge, alles Grau in Grau, keine Farbe. Nur in den Gesichtern der Menschen! Aus ihnen leuchtete Glück, eine Erwartungshaltung gegenüber uns „Helfern“ aus dem Westen, Unvoreingenommenheit und Freundlichkeit, das Bewusstsein, uns wird geholfen. Schlimm sah mein Wald aus, mein neues Aufgabengebiet als Leiter der Forstdirektion Chemnitz. So waren im gesetzlichen Rahmen des Einigungsvertrages schnell die neuen Ziele der Forstwirtschaft und der Bewirtschaftung des Waldes formuliert, die Konzepte und Strategien entwickelt, zur Tat geschritten. Und sie zogen mit, meine „neuen“ Mitarbeiter – mit einer Selbstlosigkeit, mit Freude und Begeisterung. Kein Hauch von egoistischen Trieben, von 8-Stunden-Mentalität! Aufbruchstimmung aus Dankbarkeit und in froher Hoffnung allerorten. Für meine Arbeit waren meine zweifellos in zahlreichen verschiedenen Aufgaben- und Funktionsbereichen fast aller hierarchischen Stufen der Bayerischen Staatsforstverwaltung gewonnenen Erfahrungen eine solide Basis. Nun galt es, diese zu nutzen und mit den sächsischen Besonderheiten, Zwängen und Zielen für den Aufbau einer modernen, zukunfts- und leistungsfähigen Forstverwaltung zu verbinden. Es war nicht einfach, da anfangs zu allem Überschwang, der Möglichkeit, den Wald naturnah zu bewirtschaften, wie ursprünglich gelernt, viel zu viel Geld da war, der Zwang zu sparsamster Mittelverwendung, zu absoluter Wirtschaftlichkeit fehlte und der Glaube sich breit machte, der goldene Westen herrsche jetzt auch hier. Auch schlugen langjährige Wirtschaftsziele der DDR, Verhaltens- und Arbeitsmuster trotz eindeutiger Zielformulierung, umfassender Argumentation und Beispielgebung vielerorts immer wieder wie ein Gummiband zurück. Aber es ging voran, stetig und zielorientiert in die neu vorgegebene Richtung. Wie unterschied sich nun diese neue Richtung von der alten? Wie stellte sich der Wald dar? Welche Ansprüche stellten die Bürger an ihren sächsischen Wald und die Forstwirtschaft? Und wie waren diese am besten zu gewährleisten? Das waren Schlüsselfragen, die das neue Handeln bestimmten!
Die Forstwirtschaft in der DDR Die Versorgung der Holzwirtschaft mit dem Rohstoff Holz war das vorrangige Ziel der Forstwirtschaft in der DDR. Da Devisen knapp, aber begehrt waren, waren Holzimporte aus den nichtsozialistischen Ländern unerwünscht. Exporte dorthin aber angestrebt. In Verbindung mit dem hohen Bedarf der eigenen Holzwirtschaft führte dies zu einem starken Nutzungsdruck auf den Volkswald. Die Schutz- und Erholungsfunktionen des Waldes waren zwar gesellschaftlich anerkannt, hatten sich aber dem Primat der Nutzfunktion zu beugen. Folge dieser bedarfsorientierten Wirtschaftsweise war die Begünstigung von schnell wachsenden, leicht begründ- und pflegbaren Nadelholzbeständen sowie deren industriemäßige Nutzung. Die Fichte hatte Vorrang, Großkahlschläge waren an der Tagesordnung. Mit dem hohen politischen Stellenwert der Jagd in der DDR fand die Zielsetzung, flächig pflegeleichte reine Nadelholzkulturen anzulegen, indirekte Unterstützung. Die unnatürlich hohen Wildbestände, insbesondere an Reh- und Rotwild, örtlich auch an Dam- und Muffelwild, führten zum nahezu restlosen Verbiss aller ökologisch wertvollen Mischbaumarten, durch Rotwild zudem zur flächigen Schädigung der Fichtenbestände durch Schälung der Erdstammstücke. Instabile Nadelholzreinbestände, örtlich flächig, durch Schälschäden entwertet und mehr oder minder durch Immissionen beeinträchtigt, lasten daher heute noch und noch für Jahrzehnte als schwerwiegende Hypotheken auf dem Waldeigentum.
Die Forstwirtschaft nach der Wiedervereinigung
Rückgabe des Waldeigentums
Mit dem Einigungsvertrag erfolgte die Rückgabe des Waldeigentumes an seine ursprünglichen Besitzer. Ausgenommen blieb der größte Teil des so genannten Bodenreformwaldes, des Waldes, der großen Grundeigentümern in den Jahren 1946 – 1949 genommen wurde. Er wird als Treuhand- oder Restwald nach dem Entschädigungs- und Ausgleichsleistungsgesetz vom 27. September 1994 verkauft, also privatisiert.
Waldeigentumsstruktur
Die Rückgabe des Waldes führte zu folgender Eigentumsstruktur: Landeswald: 37 % Bundeswald: 7 % Köperschaftswald : 7 % Privatwald (THW ) : 47 % Kirchenwald: 2 % Sachsen: 100 %, rd. 508.000 Hektar Der Waldanteil in Sachsen beträgt rund 27%. Auf jeden Einwohner kommen rechnerisch etwa 1100 m² Wald. Das ist sehr wenig.
Die Bestockung Sachsens ist von folgenden Baumarten geprägt: Fichte 60 % Buche 6 % Kiefer 22 % Eiche 4 % Lärche und Birke und so. Ndh. 4 % so. Lbh. 4 % Nadelh. 86 % Laubh. 14 %
Die Zielbestockung liegt bei etwa 60 % Nadel- und 40 % Laubholz. Der Holzvorrat beträgt gegenwärtig durchschnittlich etwa 200 Vorratsfestmeter pro Hektar. Der Waldzustand ist ökologisch und ökonomisch nicht befriedigend.
Ziele sächsischer Forstpolitik Mit dem Inkrafttreten des Sächsischen Waldgesetzes wurde die seit der Wende betriebene Umstellung einer betont Rohstoff orientierten Forstwirtschaft zu einer naturnahen Waldbewirtschaftung verbindlich vorgeschrieben. Ziel ist es jetzt, den Wald in der Einheit seines wirtschaftlichen Nutzens und seiner Bedeutung für die Umwelt, insbesondere für die dauernde Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes, das Klima, den Wasserhaushalt, die Reinhaltung der Luft, die Bodenfruchtbarkeit, die Pflanzen- und Tierwelt, das Landschaftsbild, die Agrar- und Infrastruktur und die Erholung der Bevölkerung zu erhalten, erforderlichenfalls zu mehren und seine ordnungsgemäße Bewirtschaftung nachhaltig zu sichern (§ 1 SächsWaldG). Die nachhaltige Gewährleistung der von der Gesellschaft in Anspruch genommenen und geforderten Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen des Waldes werden durch die gesetzlich verankerte staatliche Förderung der Forstwirtschaft abgesichert. Die neu gebildete staatliche Forstverwaltung hat den Auftrag: die Interessen der Allgemeinheit und der Waldbesitzer abzugleichen den Staatswald zu bewirtschaften und zu verwalten den Privat- und Körperschaftswald zu beraten, zu betreuen und ggf. technische Hilfe zu gewährleisten . die finanzielle Förderung des nichtstaatlichen Waldes durchzuführen die Forstaufsicht und den Forstschutz auszuüben und durch eine forstliche Rahmenplanung die Waldfunktion zu verbessern und zu sichern.
Organisation des Forstwesens Mit der Wiedervereinigung begann die Auflösung der staatlichen Forstwirtschaftsbetriebe. Im ersten Halbjahr des Jahres 1991 wurden die bisherigen 14 Betriebe Sachsens abgewickelt. Die durch den hohen Staatswaldanteil in Sachsen überwiegend wirtschaftliche Aufgabe der Forstverwaltung begründete die Eigenständigkeit der Behörden der Landesforstverwaltung, weil sie weniger Verwaltungstätigkeit, sondern mehr betriebswirtschaftliches Handeln erfordert. Die Landesforstverwaltung war daher als Sonderverwaltung konzipiert worden mit drei Verwaltungsebenen. Eine Rahmen gebende Abteilung am Ministerium, 2 Forstdirektionen als Mittelbehörden und nachgeordnet 61 Forstämter mit Baumschulen und Maschinenstationen. Privat- und marktwirtschaftliches Handeln bestimmen die Arbeit der Forstbehörden. Mit den zur Verfügung stehenden Haushaltmitteln ist ein optimales Maximum an forstbetrieblich wirksamen Maßnahmen zur Pflege und zum Umbau des Waldes zu standortsgerechten, stabilen, leistungsfähigen und multifunktionalen Beständen zu erzielen. Rationeller und effektiver Sachmittel- und Personaleinsatz sind die Richtschnur der forstbetrieblichen Vollzugseinheiten. Betriebswirt-schaftliche Vorgaben und Handlungsempfehlungen, Betriebsanalyse, Inspektion und Kontrolle sind die Schwerpunktaufgaben der den Forstämtern vorgesetzten Forstdirektion. Die ursprüngliche Organisationsstruktur der Forstverwaltung wurde durch die betriebswirtschaftliche Ausrichtung, die notwendige Reaktion und Agitation gegenüber neuen Entwicklungen auf dem Markt (EDV, Unternehmerangebot, Holzmarkt), den politischen Forderungen nach Privatisierung von staatlichen Aufgaben und anderen Zielen (z. B. Anpassung an die Landkreisreform) laufend gestrafft. So wurden seit der Bildung der Landesforstverwaltung zwischenzeitlich nahezu 800 ausgeschiedene Mitarbeiter nicht wieder ersetzt und 11 Forstämter aufgelöst.
Forstdirektion Chemnitz Die Leitung der Forstdirektion Chemnitz wurde meine Aufgabe. Die Forstdirektion Chemnitz ist forstliche Mittelbehörde und höhere Jagdbehörde für die Regierungsbezirke Chemnitz und Leipzig. Ihr Aufgabenbereich ist im Wesentlichen die Anleitung, Hilfestellung, Steuerung, Kontrolle und Inspektion der Vollzugsbehörden (Forstämter), Abwicklung des Förderwesens, Forstaufsicht. Die Forstdirektion ist Führungs- und Leitungsebene für folgende nachgeordnete Einheiten: 27 Forstämter mit 4 Baumschulen 1 Maschinenstation 1 Überbetriebliche Ausbildungsstätte 1 Waldschulheim Die Forstämter bilden die operierende Ebene der Forstverwaltung. Sie sind für das Wirtschaften im Rahmen der Aufgaben und Ziele und für das Verwaltungshandeln zuständig.
Rohstoff Holz Holz ist als nachwachsender Rohstoff einzigartig. Er wird von der Forstwirtschaft umweltfreundlich produziert. Er kann Umwelt belastende Rohstoffe ersetzen und ist umweltneutral zu entsorgen. In Sachsens Wäldern wachsen jährlich rund 4 Mio. Festmeter Holz nach. Sie werden gegenwärtig nur zum Teil genutzt. Die Holznutzung bildet die existenzielle Grundlage für Waldbesitzer, forstliche Unternehmen und Waldarbeiter. Holz bildet die wirtschaftliche Grundlage für viele Holz be- und verarbeitende Unternehmen. Die Holznutzung ist ein Beitrag zum Klimaschutz, da Holz während seiner Verwendung und Lebensdauer das Umwelt gefährdende Treibhausgas Kohlendioxid umweltneutral gebunden hält. Die jährlich zuwachsenden 4 Mio. Festmeter Holz binden rund 1 Million t Kohlenstoff bzw. 3,7 Mill. t Kohlendioxid (CO2). Wald und Forstwirtschaft bilden damit einen entscheidenden Beitrag zum Umweltschutz.
Bodenschutz Wald und Forstwirtschaft tragen auf knapp einem Drittel der Fläche des Landes dazu bei, dass das Naturgut Boden langfristig intakt und leistungsfähig bleibt. Waldböden werden i.d.R. nicht bearbeitet, nicht drainiert, örtlich wieder vernässt und nur auf Wegen oder Rückegassen befahren. Wald schützt vor Bodenerosion.
Wasserschutz Der Großteil der Wasserschutzgebiete liegt im Wald. Die Nachhaltigkeit der Lieferung der Wassermengen wird durch den Wald gesichert. Umweltschädliche Belastungen sind gegenüber den Wasserschüttungen aus den Fluren vergleichsweise gering. Wald und Forstwirtschaft haben einen unschätzbaren Wert für den Hochwasserschutz. Von unbewaldeten Flächen fließen die Niederschläge bis zu sechsmal schneller ab als aus sachgemäß bewirtschafteten Waldungen.
Klima-, Immissions- und Lärmschutz Wälder reinigen die Luft, sorgen für Klimaausgleich, mildern den Lärm.
Lebensraum für Tiere und Pflanzen Die Wälder Sachsens sind wertvolle Ökosysteme, Lebensräume und Rückzugsgebiete für wildlebende Tiere und Pflanzen. Der Anteil waldgebundener Arten an der Flora und Fauna ist sehr hoch.
Sachsens Bürger haben eine traditionell enge Bindung an ihren Wald. Er bietet einen hohen Erlebnis- und Freizeitwert. Für den Menschen ist er der bedeutendste Erholungsraum. Für den Fremdenverkehr ist er eine unersetzbare Grundlage.
Nachhaltige und naturnahe Waldwirtschaft sichert die von der Politik und Gesellschaft geforderten Leistungen. Nur der gepflegte und sachgemäß bewirtschaftete Wald kann die Ansprüche der Gesellschaft in ihrer Gesamtheit bestmöglich erfüllen. Wald, Umwelt und Gesellschaft haben dabei den größten Nutzen, wenn sich die Bewirtschaftung des Waldes auf möglichst großer Fläche an den natürlichen und dynamischen Lebensvorgängen des Waldes orientiert. Es ist daher das Ziel, standortsgerechte, leistungsfähige, stabile, artenreiche und multifunktionale Wälder zu erhalten bzw. zu schaffen. Dies erfolgt seit der Wiedervereinigung mit besonders großem Engagement.
Leistungen der Forstwirtschaft seit der Wiedervereinigung Im Landeswald lässt sich für den Zeitraum seit der Wiedervereinigung eine stolze Bilanz „naturnaher Waldbewirtschaftung“ und Förderung der Schutz- und Erholungsfunktionen dokumentieren: Einstellung der Kahlschlagwirtschaft Begründung von ca. 8000 ha naturnaher Laubholzbestockungen, Wiedereinbringung der Weißtanne auf großer Fläche intensive Pflege der Jungwuchs- und Jungbestände zur Stabilisierung und zur konsequenten Förderung aller wirtschaftlich und ökologisch wertvollen Mischbaumarten Ästung stabiler Jungbestockungen zur Wertschöpfung mit dem Ziel der Produktion qualitativ hochwertiger Hölzer Bodenschutzkalkung auf rund 80.000 ha zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und zur Revitalisierung immissionsgeschädigter Wälder Schaffung von Erholungseinrichtungen im Walde (Parkplätze, Wander-, Rad- und Reitwege, Skiwanderwege, Loipen-, Wald- und Naturpfade, Spiel- und Sportflächen, Schutzhütten, Aussichtspunkte u.a.) vorbildliche Naturschutzarbeit durch Anlage und Pflege von Feuchtbiotopen, Waldwiesen, Wald- und Bestandesrändern, Biotop-, Vogel-, Ameisenschutz, Anpassung überhöhter Schalenwildbestände mit dem Ziel, Wald und Wild in Einklang zu bringen u.a.m. Im Privat- und Körperschaftswald wird über staatliche Beratung und Inanspruchnahme großzügiger Förderungsprogramme das wiedererlangte Waldeigentum zunehmend angenommen, gepflegt und im Sinne der forstpolitischen, wirtschaftlichen und ökologischen Ziele gestaltet. Der Wald – für das dicht besiedelte Sachsen ein unersetzliches Kapital Der Wald ist ein unersetzlicher Lebensraum und Wirtschaftsfaktor. In seiner harmonischen Verbindung mit reizvollen Fluren, Tälern und Bergen, mit hohen kulturellen Werten, geschichtsträchtigen Orten, Ortschaften, Gemeinden und Städten und liebenswerten Menschen ist der Wald ein bedeutsames Kapital, das mit entscheidend den Reiz unseres schönen Landes begründet. Den Wald zu erhalten, seinen Flächenanteil zu erhöhen und ihn flächig naturnah zu bewirtschaften, das sind meine und meiner Mitarbeiter ureigenste Aufgaben, die alle Bürger angehen.
Rückblick und Ausblick Fast 9 Jahre nach meinem Wechsel nach Sachsen bin ich beamtenrechtlich und im Herzen Sachse geworden. Bin stolz auf meine Mitarbeiter und unsere gemeinsame Leistung. Aber auch etwas bedrückt durch das Bewusstsein, dass mit dem Wald weltweit Schindluder getrieben wird. Dass wir Menschen uns der grünen Lungen, der Klimaküchen beraubt haben. Der Waldgebiete, die mäßigend auf Klimaextreme wirken, heiße Luft abkühlen und Kaltluft erwärmen, wie unser kleines Wäldchen im heißen Sommer oder beißend kalten Winter nebenan. Traurige Beispiele für diese Umweltzerstörung sind der abgeholzte Wald im Amazonasgebiet, der tropische Regenwald, der Wald in Südostasien und die riesigen Wunden im borealen Nadelwald. So kann der Treibhauseffekt schalten und walten, sich entfalten. Und die Spirale witterungbedingter Katastrophen auf dieser schönen Erde wird immer enger. Auch deshalb dieser mein Beitrag und unser alljährlicher Waldbegang mit meinen Freunden, den „Bayern zu Chemnitz“! Er dient der Pflege unserer gemeinsamen Wurzeln, der Geselligkeit und Fröhlichkeit und er ist für mich Auftrag, diese meine Freunde für die Bedeutung der Umwelt, der Natur, des Waldes und einer naturnahen Forstwirtschaft zu sensibilisieren. Leider droht deren Bedeutung im Streben nach Globalisierung, nach allumfassenden Wissen und Informationen, nach Fortschritt und Wohlstand an Bedeutung im Lebensbewusstsein der Menschen zu verlieren. So sehe ich mich in der angenehmen Pflicht und Freude, mich für Sachsen und seine Bürger, für unseren Wald und die Forstwirtschaft einzusetzen und zu werben und neben dieser fachlichen Aufgabe mit Engagement, Verständnis und Mitmenschlichkeit die durch unterschiedliche Gesellschaftssysteme sich auseinander gelebten Menschen in ihren Herzen wieder zusammenzuführen, um eine gemeinsame Identität und lebenswerte Zukunft zu erfahren.
Dr. Bartel Klein Forstpräsident und Leiter der Forstdirektion Chemnitz
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