Festschrift

Vereinsausflug 1996

 

„Tief drinn' im Böhmerwald, wo meine Wiege stand.“ Genauer gesagt, war die Stadt Waldmünchen Ziel des Vereinsausflugs 1996, wo die besagte Wiege von Hans Feiner und Wilfried Lampatzer stand.

Ein Besuch des dort alljährlich stattfindenden Freilichtspiels „Trenck der Pandur“ stand ebenfalls auf dem Programm. Über Oberfranken und der nördlichen Oberpfalz war man am Freitag angereist. Quartier wurde im Hotel Post in Waldmünchen bezogen. Erster Programmpunkt war am Samstag vormittag der Empfang im Waldmünchener Rathaus, dazu hatte der 1. Bürgermeister der Stadt, Dieter Aumüller, eingeladen. Der Begrüßungstrunk war gleich deftig, es wurde 56‑prozentiger „Trencklikör“ kredenzt. Auch der 1. Vorsitzende des „Vereins der Freunde der Trenckfestspiele“ war bei diesem Empfang anwesend. Aumüller zeigte dann den Gästen die historische und wirtschaftliche Entwicklung der Stadt auf, die den Besuchern Einblick in die Situation der Stadt gab. Dabei erwähnte er vor allem die vielen Perspektiven Waldmünchens als „Luftkurort“ mit all seinen Freizeitangeboten im Sommer wie im Winter. Darüber hinaus hat sich der Ort als Festspielstadt einen Namen gemacht.

Der Redner ließ aber auch die Nachteile, welche durch die Grenzöffnung entstanden sind, nicht unerwähnt. So seien durch den Aufbau OST Fördergelder ausgeblieben, welche zur Belebung der Infrastruktur dringend erforderlich wären. Die Verlegung von Produktionen in das Billiglohnland Tschechien schade den grenznahen Städten. Franz‑Josef Ulschmid, der Vorsitzende des Trenckvereins überbrachte im Namen der Spielergruppe einen Willkommensgruß und lud die Anwesenden für den Nachmittag zu einem Empfang ins „Trenckhäusl“ ein. Der Präsident des Vereins der Bayern, Otto Daniel dankte dem Bürgermeister für den freundlichen Empfang und Überreichte als kleines Erinnerungsgeschenk einen „Advokaten“ eine geschnitzte Figur aus dem Erzgebirge.

Nach dem Mittagessen machte sich die Reisegruppe auf zu einer kleinen Rundfahrt in das benachbarte Tschechien. Reiseziele waren die Nachbardörfer des Sudentenlandes. Ruinen, wo einst Deutsche wohnten und verwahrloste Bauten, denen der Sozialismus das Gepräge gab, waren die Eindrücke dieser kurzen Visite.

Zum Nachmittags‑Kaffee hatte dann der Vorsitzende des Trenckvereins, Franz‑Joseph Ulschmid eingeladen. Statt Kuchen war eine deftige Bayerische Brotzeit aufgetischt und Getränke in allen Sorten und Formen wurden angeboten. Der Vorsitzende seinerseits nahm die Begrüßung vor und gab einen umfassenden Einblick in die Trenckgeschichte, das Zustandekommen des Spiels überhaupt und die geschichtlichen Hintergründe. Stadträtin Elisabeth Ruhland als versierte Marketenderin und ihr Mann Walter als Mädchen für „Alles“ boten eine Glanzleistung in „Bewirtung und Unterhaltung“ Gar manchem viel dort der Abschied schwer, stand doch der Höhepunkt des Tages, der Besuch des Freilichtspiels auf dem Abendprogramm.

Bei Einbruch der Dunkelheit hatte man sich auf der Zuschauertribüne eingefunden. Den Eingangsprolog beendete der Herold mit den Worten: „Zuhauf denn und wohlauf, es mag das Spiel beginnen.“ Unter nächtlichem Himmel wird das Jahr 1742 lebendig. „In der Darstellung großer Reiterszenen, mit Lagerfeuern und aufgaloppierenden Panduren, mit dem Sturm auf die Stadt im Schein lodernder Fackeln und Pechkränze, im Spiel des Freikorpsführers Franziscus von der Trenck, erregend in seiner Wildheit, begeisternd in seiner bedingungslosen Treue und glühenden Verehrung zu seiner Kaiserin Maria Theresia, erschütternd in seinem vergeblichen Kampf gegen die Intrigen seiner Neider, versöhnend in seinem tragischen Ende“ ‑ dies die kurze Schilderung des Chronisten.

Und der Herold schließt: „Ihr alle aber hört und staunt, was der Sinn des Spiels: ‑Auf Felsen gründen Gottes ewige Gesetze, ob der Mensch dran reißt, sie überdauern ihn!‑ “

Sichtlich begeistert vom Spiel und den dargebotenen schauspielerischen Leistungen nahmen die Bayern aus Chemnitz die Einladung in den urigen „Trenckstadel“ gerne an. Inmitten der Spielerschar wurde der gelungene Tag gefeiert. Selbstverständlich war's, daß man um 24.oo Uhr die Bayernhymne absang und unserer Vereinskameradin Annelies Hirmer zum Geburtstag gratulierte. Und wieder war es „das Mädchen für alles“, der kgl. bayer. Gendarm Walter Ruhland, der doch manchen Reiseteilnehmer trotz bevorstehenden Sonnenaufgangs den Weg ins Nachtquartier zeigen mußte.

Am Sonntag vormittag wurde dann die Heimreise angetreten.

 

 

Wilfried Lampatzer

 

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