Festschrift

Textfeld:  Aus der Geschichte des Vereins

Chemnitz im Jahr 1875, die Stadt ist auf dem Weg das deutsche Manchester zu werden. Neue Industriebetriebe werden gegründet.  Die Einwohnerzahl steigt sprunghaft an. An der II. Bezirksschule an der Waisenstr. 14 unterrichtet der Bezirksschullehrer Georg Ludwig Friedrich, er ist aus dem Königreich Bayern zugezogen. Seine Wohnung hat er im Anwesen Gartenstr. 15, im 3. Stock. Im Zuge der Industrialisierung kommen laufend Leute aus Bayern, denen die Heimat lediglich Arbeitsplätze in der Landwirtschaft bieten kann, nach Chemnitz und Umgebung. Die Verdienstmöglichkeiten sind hier ungleich besser als in der Heimat. Sicher sind manche auch dem Charme der sächsischen Weiblichkeit erlegen. Gleichwohl wollte man auf die Gemeinschaft mit bayerischen Landsleuten nicht verzichten. Die Pflege der Mundart, der Geselligkeit und auch der Wille, sich gegenseitig in der Fremde zu unterstützen führten zur Gründung des „Vereins der Bayern zu Chemnitz“. 










								Die Hartmann-Werke um die Jahrhundertwende








 





					Hartmann-Schnellzug-Lok 2 c 3/5 1911 
Im Stadtadressbuch des Jahres 1876 ist als Vereinszweck genannt: „Gegenseitige Annäherung und gesellige Zusammenkunft der hier und in der Umgebung wohnenden Bayern, verbunden mit Unterhaltung und Belehrung durch geeignete Vorträge.“















Zum Vorsitzenden wird vorgenannter Bezirksschullehrer Friedrich gewählt. In der Gaststätte Bürgergarten in der Poststraße finden die Versammlungen und Stammtische statt. 1879 wird als Stammlokal das Café National in der Gartenstr. genannt, in dem man sich jeden Montag trifft.

Ein erster Höhepunkt im Vereinsleben ist im Jahre 1880 die Feier anläßlich des 700 jährigen Regierungsjubiläums der Wittelsbacher in Bayern. In der Gaststätte Schützenhaus findet ein Festabend statt.


Zum weiteren Vereinsleben bis 1897 ist nichts bekannt.

Ab 1897 ist als Vereinslokal  das Hotel Germania, Lange Str. 11 genannt. Dort fand an jedem 1. Mittwoch des Monats eine Versammlung statt.. 













						Der Königsplatz, heute Opernplatz um 1909 

Am 3. und 4. Juni 1900 feiert man mit viel vaterländischem Pomp das XXV. Stiftungsfest. Friedrich, inzwischen zum Oberlehrer befördert, fungiert immer noch als 1. Vorstand. Im Jahr 1901 übergibt er den Vorstand an seinen bisherigen Stellvertreter, den Marktmeister Martin Eisenschink. Treffpunkt nunmehr jeden 1. und 3. Mittwoch, ab 1907 jeden Samstag bleibt bis 1909 das Hotel Germania, dann wechselt man in das Hotel Bayerischer Hof, Wiesenstr. 33.























Ab 1902 ist im Stadtadressbuch als Zusatz enthalten: „Anständige Landsleute sind jederzeit willkommen“ 

Mit Wechsel des Vorstandes wird Friedrich nun zum Ehrenvorstand ernannt. Gleichzeitig ist als Ehrenpräsident bis 1911 Excellenz Freiherr Friedrich von Niethammer genannt. 

Für die Jahre 1917 bis 1924 konnten in den Stadtadressbüchern keine Eintragungen zum Vereinsleben gefunden werden.

Ab dem  Jahr 1925 treffen sich die Vereinsmitglieder jeden Samstag in der Gaststätte Prälaten in der Inneren Klostergasse, Ob ein 50. Stiftungsfest gefeiert wurde, ist nicht bekannt. Möglicherweise ist dieses den schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen der damaligen Zeit zum Opfer gefallen. In den folgenden Jahren wechselte mehrfach der Vorstand.  Das 55. Stiftungsfest wird am 29. März 1930 im Hotel Bellevue an der Stollberger Strasse festlich begangen.

Sogar der sächsische Ministerpräsident Dr. Buenger schickt ein Glückwunschtelegramm:


















„dem verein der bayern spreche ich zu seinem 55. stiftungsfeste die herzlichsten glueckwuensche aus. möge der verein weiter gedeihen und die liebe zur heimat unter seinen mitgliedern pflegen. dr. buenger ministerpraesident“  

Das Vereinsmitglied Georg Büttel, Schriftleiter des Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger, schreibt aus Anlaß dieses Ereignisses Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens an und bittet diese um ein Grußwort für eine zu erstellende Festschrift. In diesem Anschreiben bezeichnet er den Verein der Bayern in Chemnitz als den ältesten Bayernverein in Deutschland. Der Verein besitzt zwar keine Ausgabe dieser Festschrift, jedoch sind eine Reihe von Grußworten in Kopie vorhanden. Die Originale befinden sich in Privatbesitz. 

Seine königliche Hoheit, Kronprinz Rupprecht schreibt:










Auch sein Kabinettschef von Soden-Fraunhofen entbietet seine Grüße:





























Ebenso der Oberbürgermeister der Stadt Bamberg.

Als neues Vereinslokal ist ab 1933 das Hotel Engel (Sandlerbräu) in der Zschopauerstr. 1 genannt. Es wird als Treffpunkt aller bayerischen Landsleute bezeichnet. Der Rat der Stadt Chemnitz  beschließt am  2. 6. 1933, dass gegen die Eintragung einer Satzungsänderung keine Bedenken bestehen.

„Vereinszweck: Alle hier und in der Umgebung wohnenden Landsleute einander näher führen, Vaterlandsliebe unter ihnen zu wecken und zu pflegen und sie durch Unterhaltung, Belehrung und Unterstützung nach allen Seiten zu fördern.“

Ab 1935 wird im Stadtadressbuch der Verein als „Bayernverein Almrausch (gegr. 1875) e. V. Chemnitz“ bezeichnet. Noch im letzten Stadtadressbuch für das Jahr 1943 ist der Verein verzeichnet.

Die Aufstellung des Polizeipräsidiums Chemnitz, Abt. I 2 A / Allgemein (1) vom 23. 11. 1948  über die im Zuge der Bereinigung des Vereinswesens durch das Polizeipräsidium Chemnitz gelöschten Vereine weist auch den Bayernverein Almrausch (gegr. 1875) e.V. aus. Der Verein besaß zu diesem Zeitpunkt 3 Sparbücher der Sparkasse Chemnitz mit insgesamt 2.223,92 RM. Diese wurden zu Gunsten der 
Stadtkasse eingezogen:




































Eine Zeitzeugin, Frau Hildegard Uhlmann, teilte mit, nach Auflösung des Vereins, bis Anfang der 50er Jahre, bestand noch eine Trachtengruppe, die als Kulturgruppe einer Chemnitzer Brauerei angegliedert war. Sie trat unter dem Namen „Tanzgruppe Edelweiß“ auf. Die Zusammenkünfte fanden in der Gaststätte Quelle in Harthau statt. 

Die Umwälzungen in Wirtschaft und Verwaltung in Folge der Wende führte wiederum eine Anzahl Bayern nach Chemnitz. Einige davon trafen sich Dienstags zu einem gemütlichen Stammtisch in der Gaststätte Rosarium. Zufällig wurde bekannt, daß in Chemnitz einmal ein Verein der Bayern existierte. Nachforschungen im Stadtarchiv ergaben weitere Erkenntnisse. Schließlich fand am 8. März  1995 die Wiedergründung des Vereins der Bayern statt. Der Verein bietet neben geselligen Veranstaltungen auch Exkursionen zum Kennenlernen der neuen Heimat und Vorträge  zu allgemein interessierenden Themen.


Otto Daniel



 

 

 

 

 

 

 

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